Kalender 2024 - DVG e.V.

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Die DVG hat 2024 einen Monatskalender mit Bildern aus europäischen Vulkangebieten herausgegeben.
Dafür wurden von DVG-Mitgliedern insgesamt 41 Fotos eingesandt. Wir zeigen auf dieser Seite nicht nur die 12 Bilder, die für den Kalender ausgewählt wurden, sondern alle Bilder. Außerdem bietet sich hier auch eine Möglichkeit, die Hinweise der Bildautorinnen und Bildautoren sowie ergänzende Erläuterungen zu den Bildern zu geben.
Bild 1
Georg Janssen: Teneriffa (Dezember 2009)
Anmerkung des Bildautoren: In der nordwestlichen Ecke von Teneriffa, etwa 4 km südlich von Buenavista del Norte in der Ortschaft Los Pedregales, an der TF 436, die nach Süden Richtung Masca und Santiago del Teide führt, befindet sich dieser mehrzügige Steinbruch, in dem Vulkangestein abgebaut wurde. Die aufgeschlossenen Wände ermöglichen Rückschlüsse auf verschiedene Eruptionsstadien des Montaña del Palmar (653m).
Kommentar DVG-Vorstand: Der nordwestliche Teil Teneriffas ist von relativ alten vulkanischen Gesteinen geprägt (Miozän). Aber mittendrin ist es viel später noch einmal zu Ausbrüchen gekommen. Sie haben hier Schlackenkegel aufgebaut, deren Morphologie noch gut erkennbar ist und zu denen auch dieser mit einem Alter von 157.000 Jahren gehört. Die hier abgebauten teilweise rotoxidierten Schlacken und Lapilli werden zur Bodenverbesserung und im Straßenbau eingesetzt. Die Rotfärbung erfolgt nach Ablagerung der Partikel und resultiert aus dem Kontakt heißer magmatischer Gase, die den luftgefüllten Körper des Kegels durchströmen und den Sauerstoff dabei aktivieren.
Bild 2 Kalenderblatt Februar
Georg Janssen: Gran Canaria (Februar 2019)
Anmerkung des Bildautoren: Im südwestlichen Quadranten der Insel Gran Canaria liegen die bunten Felsen „Los Azulejos“. An der GC 200, etwa 10 km nach dem Abzweig in La  Aldea de San Nicolas Richtung Mogán, laden die durch Minerale grün und auch andersfarbig gefärbten Felsen zu einer Wanderung ein.
Kommentar DVG-Beirat (Armin Freundt): Die "Los Azulejos" Schichten überlagern eine nach Norden einfallende Diskordanz, die die Laven der ältesten subaerischen Entwicklungsphase Gran Canarias, eines basaltischen Schildvulkans, abschneiden. Die Diskordanz markiert den Rand der vor 14 Millionen Jahren entstandenen Tejeda Caldera, die mit fast 30 km Durchmesser den zentralen Bereich Gran Canarias umfasst. Sie entstand als Einbruchstruktur nach zahlreichen grossvolumigen Eruptionen trachytisch-rhyolithischer und später trachyphonolithischer Ignimbrite, die sowohl das Calderabecken füllten als auch die Insel grösstenteils überfluteten. Auf dem steilen Calderarand sind diese Tuffe überwiegend als umgelagerte Sedimente ausgebildet.
Die Diskordanz ist ein bevorzugter Aufstiegsweg für hydrothermale Wässer, die in der Tiefe bei hohen Temperaturen unterschiedlichste Elemente (Eisen, Mangan, Kupfer, usw) aus Gesteinen lösen und sie nahe der Oberfläche als farbenfrohe Minerale (Oxide, Sulfate, u.a.) ausfällen. Die sauren Wässer haben dabei den ursprünglichen Tuff stark alteriert, teilweise bis hin zur kompletten Umwandlung zu Ton.
Bild 3
Georg Janssen: Gran Canaria  (Februar 2019)
Anmerkung des Bildautoren: Im Städtedreieck Las Palmas, Telde und Santa Brigida im Osten Gran Canarias liegt die Caldera de Bandama. An der Auffahrt zum Aussichtspunkt auf dem Vulkankegel Pico de Bandama (569m) passiert man die durch schwarze Aschen überdeckten Tufflagen.
Kommentar DVG-Vorstand: Die vor 1970 Jahren erfolgte Eruption des Bandama begann als strombolianische, kegelbildende Eruption und entwickelte sich mit zunehmenden explosiven Pulsen zu einer phreatomagmatischen Eruption, die den heutigen Kessel mit 900 m Durchmesser hinterließ. Im Foto markieren die hellen Bänder zwischen schwarzen Schlackenlapilli die beginnenden phreatomagmatischen Pulse.
Bild 4
Hartmut Greb: Teneriffa (Januar 2020)
Anmerkung des Bildautoren: Der Gipfel des Teide, des mit 3.715 m höchsten Bergs Spaniens und dritthöchsten Inselvulkans der Erde, im Abendlicht. Die Natur hat im Vordergrund mystische und faszinierende Figuren geschaffen.
Kommentar DVG-Vorstand: Der Teide ist ein junger Schichtvulkan, der innerhalb eines großen Kessels gewachsen ist. Der Kessel der Las Cañadas entstand durch mehrere Caldera-Einbrüche eines älteren Schichtvulkans und durch einen Flankenkollaps an der Nordseite der Insel vor etwa 200.000 Jahren. Im südlichen Teil der Las Cañadas, etwa 5 km vom Gipfel des Teide entfernt, liegt eine Felsgruppe, die Roques de Garcia. Es sind geschichtete vulkanische Ablagerungen des alten Schichtvulkans, die stehen blieben sind und seither durch Erosion präpariert werden. Sie werden durchdrungen von Magmaförderspalten, vertikalen (Gänge bzw. dikes) und schichtparallelen (Lagergänge bzw. sills). Die dichten Gesteine der magmagefüllten Spalten leisten der Abtragung besonderen Widerstand. Solche sind hier im Vordergrund des Bildes zu sehen.
Bild 5
Hartmut Greb: Teneriffa (Januar 2020)
Anmerkung des Bildautoren: Ein erstarrter Lavawasserfall in der Caldera Las Cañadas des Teide, als Nationalpark und Weltnaturerbe ausgewiesen.
Kommentar DVG-Vorstand: Dünnflüssige Lavaströme fließen wie Teer oder Honig und können Fließformen wie die hier zu sehenden Lavazungen bilden. Nach einem hawaiianischen Begriff wird solche Lava als Pahoehoe-Lava bezeichnet. Wenn deren Oberfläche gestaut wird und dann Seilen oder Stricken ähnelt, ist die deutsche Bezeichnung „Stricklava“ gut nachvollziehbar. Dieses Bild stammt wie Bild 4 aus den Roques de Garcia mit seinen alten Gesteinen, die hier die aufragenden Felsen bilden. Aber von den Hängen des Teide sind auch einige jüngere Lavaströme bis in den nördlichen Bereich der Felsgruppe geflossen. Bei der Lava im Zentrum des Bildes handelt es sich um solche Produkte des noch aktiven Vulkans.
Bild 6
Hartmut Greb: Teneriffa (Januar  2020)
Anmerkung des Bildautoren: Der grüne Norden der Insel Teneriffa mit dem wolkenumhangenen Gipfel des Schichtvulkans Teide in der Ferne.
Kommentar DVG-Vorstand: Hoch aufragende Vulkaninseln, wie Teneriffa, unterliegen starker Erosion. In manchen Fällen sind jedoch auch große Massenbewegungen vorgekommen, bei denen ganze Hänge ins Meer abgerutscht sind. Auf ein solches Ereignis wird auch das heutige Orotava-Tal zurückgeführt, das hier im Zentrum des Bildes zu sehen ist. Es ist gut anhand der dichten Besiedlung von Puerto de la Cruz erkennbar, die bis zur Küste reicht, aber hinten zum Hang des Teide an einer deutlichen Kante endet. Diese stellt den westlichen Rand der alten Rutschung dar, bei dem vor mehreren hunderttausend Jahren ein rund 9 km breiter Abschnitt des Nordteils der Insel abrutschte. Dass ähnliche Ereignisse immer wieder vorkommen könnten, ist eine Sorge, die Forscher zum Beispiel auch bei der Insel La Palma und am Ätna ins Gespräch bringen. Sie sind zunächst eine Gefahr für die Bewohner der Hänge, aber auch für Siedlungen an anderen Küsten, wenn dadurch Tsunamis ausgelöst werden.
Bild 7
Helga Reifferscheidt: Sizilien (Juli 2019)
Anmerkung der Bildautorin: Lavafelder am Ätna, die wieder durch Pflanzen besiedelt werden.
Kommentar DVG-Vorstand: Das Foto zeigt die starke Morphologie von Aa-Lava am Hang des Ätna, die mehrere Meter betragen kann. Aa-Laven sind zähflüssiger als Pahoehoe-Laven (wie in Bild 5) wodurch sie nicht nur in charakteristischer Weise an der Oberfläche zerbrechen, sondern sich auch höher und ungleichmäßiger aufbauen, als es bei den dünnflüssigen Pahoehoe-Laven üblicherweise der Fall ist. Die dünne Bedeckung mit jüngerer, wasserspeichernder Asche und Lapilli ermöglicht eine schnellere Besiedlung mit Gräsern, Büschen und Bäumen.
Bild 8
Helga Reifferscheidt: Sizilien (Juli 2019)
Anmerkung der Bildautorin: Die Gipfelregion des Ätna.
Kommentar DVG-Vorstand: Das Foto zeigt einen Blick über eine Kette von älteren peripheren Schlackenkegeln im unteren Hangbereich des Ätna hinauf zu seinem Gipfel zum Zeitpunkt einer Ruhephase. Zum Glück für die Anwohner haben die Eruptionen der Schlackenkegel nur kleine Volumina. Demgegenüber eruptieren die als schwarze Streifen zu erkennenden Lavaströme im Oberhang des Ätna.
Bild 9
Helga Reifferscheidt: Sizilien (Juli 2019)
Anmerkung der Bildautorin: Der Ätna über Catania in den Abendstunden.
Kommentar DVG-Vorstand: Der auf dem Foto rauchende Ätna bedroht nur selten Catania und wird von den Sizilianern eher einfach La Montagna oder liebevoll als Mamma Etna bezeichnet. Die letzte große Zerstörung Catanias durch Lavaströme des Ätna erfolgte während eines Ausbruchs im März 1669. Die älteste Erwähnung einer Zerstörung der antiken Stadt Katane durch Lavaströme war in 693 v. Chr.. Häufiger kommt es zu Störungen des Flugverkehrs oder Behinderungen in der Stadt durch Ascheregen.
Bild 10
Michael Barth: Island (Juli 2023)
Anmerkung des Bildautoren: Maare in Island: Grænavatn und Gestsstaðavatn auf der Reykjanes-Halbinsel. Die Maare der Eifel sind zwar namensgebend, aber auch in anderen Vulkangebieten gibt es schöne Maare...
Kommentar DVG-Vorstand: In der aktiver Vulkanzone Islands gibt es einerseits Berge, die durch vulkanische Tätigkeit unter Eis entstanden sind, wie der Berg links im Hintergrund und der Höhenrücken, von dem aus das Bild aufgenommen wurde. Andererseits gibt es tieferliegende Flächen in denen unzählige Schlackenkegeln liegen, die sich über vulkanischen Spalten gebildet haben. Nur ausnahmsweise findet man Maare, wie diese beiden im Bild. Sie entstanden durch Kontakt von aufsteigendem Magma mit Grundwasser. Die Sprengtrichter, die gebildet wurden, haben sich hier nach dem Ende der Aktivität mit Wasser gefüllt. Auffällig ist im Vordergrund das helle zersetzte Gestein, das durch die fortgesetzt aufsteigenden heißen Lösungen (hydrothermal) verändert wurde.
Bild 11 Kalenderblatt Juni
Michael Barth: Island (Juli 2023)
Anmerkung des Bildautoren: Aktiver Vulkanausbruch am Litli-Hrútur (Reykjanes-Halbinsel). Im dritten Jahr in Folge fand auf der Reykjanes-Halbinsel ein Vulkanausbruch statt. Begonnen als Spalteneruption hat sich dieser nach wenigen Tagen auf einen Krater fokussiert, der insgesamt knapp vier Wochen aktiv war.
Kommentar DVG-Vorstand: Der Blick geht hier Richtung Reykjavík, also zur isländischen Hauptstadt, die hinter dem kegelförmigen Berg Keilir nur etwa 25 km entfernt liegt. Wie bei Bild 10 ist dieser Berg unter Eis entstanden und auch der, von dem das Bild aufgenommen wurde. Die Ebene davor ist von jungen Lavaströmen bedeckt, deren Bildung teilweise erst im Mittelalter erfolgte. Nach etwa 800 Jahren kommt es seit 2021 wieder zur Bildung neuer Lava als Folge von Spaltenausbrüchen. In den Jahren 2021 bis 2023 fanden drei Ausbrüche statt, die keine größeren Probleme verursachten und Touristenattraktionen waren. Seit Ende 2023 hat sich die Aktivität in ungünstigere Bereiche nahe einer Siedlung und einem Geothermalkraftwerk verlagert.
Bild 12
Michael Barth: Island (Juli 2023)
Anmerkung des Bildautoren: Kriechender Lavastrom am Litli-Hrútur (Reykjanes-Halbinsel). Zum Zeitpunkt der Aufnahme gab es keinen gut sichtbaren Lavastrom. Vielmehr hat sich die heiße Lava durch das Lavafeld "durchgedrückt" und ist an dessen Rand im Zeitlupentempo herausgequollen.
Kommentar DVG-Vorstand: Bei den Ausbrüchen, die 2021 bis 2023 stattfanden (siehe Kommentar zu Bild 11), konnte man immer wieder sehen, dass sich aus dem gleichen Material mal glatte Pahoehoe-Lavaströme und mal oberflächlich zerbrochene Aa-Lavaströme bildeten. (Es gibt auch Übergänge zwischen diesen beiden Arten von Lava, die verschiedene Bezeichnungen tragen.) Wichtig ist offenbar außer der Zusammensetzung auch die Temperatur und die Art des Fließens. Die Abkühlung findet sehr schnell statt, die schon erstarrte Oberfläche kann jedoch trügerisch sein. Es wird davor gewarnt, darauf herumzulaufen, da die Gefahr des Einbrechens besteht. Unter der erkalteten Kruste kann weiterhin über 1000°C heiße Lava fließen.
Bild 13
Nikolaus Mohr: Stromboli (Mai 2017)
Anmerkung des Bildautoren: Abendstimmung beim Aufstieg, Licht und Schatten.
Kommentar DVG-Vorstand: Der Stromboli ist eine der Äolischen oder Liparischen Inseln nördlich von Sizilien. Sie ragt nur etwas mehr als 900 m über den Meeresspiegel, ist jedoch nur die Spitze eines mehr als 3000 m hohen Strato- oder Schichtvulkans, der vom Boden des Tyrrhenischen Meeres aufsteigt. Er existiert seit mindestens 40.000 Jahren als Insel. Nach mehreren Ab- und Einbrüchen ist der Neo-Stromboli seit etwa 10.000 Jahren aktiv, zunächst überwiegend mit Lavaströmen, seit  5.000 Jahren jedoch überwiegend in der heutigen Form, die dem Eruptionstyp der strombolianischen Eruptionen den Namen gibt. Dabei steht Magma im Schlot und die Auswürfe, die nachts ästhetische Bilder liefern, erfolgen in Minutenabständen aus mehreren Schloten durch aufsteigende und dabei expandierende und letztlich explodierende Gasblasen, die Magmafetzen ausschleudern.
Siehe auch Bild 38
Bild 14
Nikolaus Mohr: Island (September 2022)
Anmerkung des Bildautoren: Vom Meer abgeschliffene Basaltsäulen, Kap Dyrhólaey.
Kommentar DVG-Vorstand: Die Erosion an der Südküste Island hat so weit in Lavaströme und Intrusionen eingegriffen, dass die Abkühlungsklüfte freigelegt wurden. Die heutige Wellen- und Strandgeröllbewegung rundet die Ecken der Säulen zunehmend ab. Es entsteht dabei auch ein schwarzer Strand, indem das herabbrechende Material zerkleinert wird. Dichtes, hartes Gestein wird zu glatten, schwarzen Kieseln rundgeschliffen. Die Naturgewalten werden hier teilweise unterschätzt. Wellen können sich an dieser Stelle hoch aufbauen und wegen der Felsen ist ein schnelles Zurückweichen teilweise nicht möglich. So werden dort immer wieder Menschen von Wellen erfasst und ins Meer gezogen, wobei eine Rettung nicht immer möglich ist.
Bild 15 Kalenderblatt Oktober
Nikolaus Mohr: Island (September 2022)
Anmerkung des Bildautoren: Hraunfossar, herbstliche Harmonie von Wasser, Lavagestein und Sträuchern.
Kommentar DVG-Vorstand: Lava fließt oft in Tälern, in denen eigentlich Gewässer fließen bzw. die von diesen Gewässern geschaffen wurden. Nach Erkalten der Lava kann das Wasser teilweise auch im klüftigen Gestein der Lava fließen und an bestimmten Stellen wieder austreten. So entstanden die „Hraunfossar“, die „Lavawasserfälle“ im Westen von Island. Das zugehörige Lavafeld ist groß, über 50 km lang und relativ jung. Es ist während der Frühzeit der Besiedlung Islands vor etwa 1000 Jahren entstanden und es gibt darin Höhlen, die zu den größten des Landes zählen.
Bild 16
Bernd Kliebhan: Island (August 2017)
Anmerkung des Bildautoren: Lavafeld beim Myvatn-See.
Kommentar DVG-Vorstand: Dünnflüssige Lavaströme sind oft, wie diese hier, durch Stricklava-Oberflächen erkennbar. Manchmal blähen sie sich während des Fließens auf, wie das bei dem Lavastrom passiert ist, der hier im Vordergrund und auch hinter der Straße der Fall ist. An anderen Stellen laufen ihre Röhren leer. In beiden Fällen kommt es vor, dass die mehrere Dezimeter bis Meter mächtigen, abgekühlten Decken zerbrechen.
Bild 17
Bernd Kliebhan: Italien/Toscana (September 2015)
Anmerkung des Bildautoren: Pitigliano - eine der "Tuffstädte" zwischen Monte Amiata und dem Lago Bolsena, erbaut auf einem vulkanischen Tuff-Felsen.
Kommentar DVG-Vorstand: Pitigliano und seine Umgebung sind von vulkanischen Gesteinen geprägt, die durch großvolumige explosive Ausbrüche gebildet wurden. Darunter waren auch hohe, plinianische Aschewolken, die kollabierten und deren Asche als pyroklastische Ströme seitlich abfloss. Im Verlauf der Eruptionen bildeten sich zwei große Einbruchskessel, Calderen. Der etwa 15 km westlich von Pitigliano gelegene Lago Bolsena ist eine wassergefüllte Caldera mit etwa 12 km Durchmesser. Die noch näher gelegene Latera-Caldera hat einen Durchmesser von weniger als 5 km und ist schwerer erkennbar. Die jüngsten großen Ausbrüche werden ihr zugeordnet und sollen vor rund 160.000 Jahren stattgefunden haben. In die mächtigen Ablagerungen haben sich danach tiefe Täler eingeschnitten, so dass hier ein Plateau mit steilen Felswänden entstanden ist. Auf ihm wurde die beeindruckende mittelalterliche Stadt errichtet, deren historischen Häuser aus Tuff gebaut sind.
Bild 18
Bernd Kliebhan: Italien/Toscana (September 2015)
Anmerkung des Bildautoren: "Via cava" bei Sovana, ein Jahrtausende alter, aus dem Tuff geschlagener Hohlweg, der von einem Tuffplateau hinabführt zu der etruskischen Nekropole.
Kommentar DVG-Vorstand: Die Via Cava del Cavone ist einen Kilometer lang, vier Meter breit und etwa 25 m in Tuff eingeschnitten. Sie und weitere entsprechende stammen aus etruskischer Zeit und führen von den Plateaus in die Täler. Ob sie allein von Menschen geschaffen wurden oder engere Einschnitte bereits durch Erosion angelegt waren und durch Menschen erweitert wurden, ist unklar. Zum Beispiel folgte der Eruption des Pinatubo im Juni 1991 ein Taifun, dessen abfließende Wassermassen bis zu 100 m tiefe Täler mit senkrechten Wänden in die gerade durch pyroklastischen Ströme abgelagerten Tuffe einschnitten.
Bild 19 Kalenderblatt Mai
Karl Heinz Augstein: Lanzarote (Oktober 2015)
Anmerkung des Bildautoren: Großer Hügel auf Lanzarote. Mich beeindruckte der Farbkontrast.
Kommentar DVG-Vorstand: Der aus schlackigen Bomben und Lapilli aufgebaute Schlackenkegel des Montana Colorado entstand vermutlich innerhalb von etwa zwei Wochen über dem Nordostende einer langen Spalte, die während der Eruptionsphase 1730-1736 aktiv war. Der Kegel ist 110 m hoch und hat einen Durchmesser von 700 m. Das Besondere am Montana Colorado, außer seiner intensiven Rotfärbung, ist, dass er einen etwa 35 m tiefen Krater mit einem Durchmesser von 300 m hat, der durch einen erstarrten Lavasee gefüllt ist. Dieser Lavasee floss während der Eruption mehrfach über. In seiner Frühphase wurde er jedoch auch einmal weggesprengt, ein Ereignis, von dem einzelne bis zu 7m große dichte Lavablöcke zeugen, die in einer Entfernung von 500 m bis 1000 m um den Kegel auftreten.
Bild 20
Karl Heinz Augstein: La Gomera (November 2015)
Anmerkung des Bildautoren: Blick von La Gomera zum Pico del Teide auf Teneriffa. Ein schöner Anblick über dem Wolkenmeer.
Kommentar DVG-Vorstand: La Gomera ist eine der westlichen Inseln der Kanarischen Inselgruppe. Die nahezu kreisrunde Insel hat einen Durchmesser von 25 km, eine Fläche von 370 km² und eine Höhe von nahezu 1500 m. Sie liegt etwa 40 km westlich von Teneriffa, so dass von vielen  Aussichtspunkten und Höhen der Teide über den Wolken schwebend zu sehen ist. Allseitig nach außen tief eingeschnittene Barrancos charakterisieren diese „alte“ Insel, deren anstehende Gesteine zwischen 11 und 4 Mio. Jahren entstanden. Junge quartäre vulkanische Aktivität, wie auf El Hierro, La Palma, Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote, trat auf La Gomera nicht auf.
Bild 21
Karl Heinz Augstein: Madeira (März 2018)
Anmerkung des Bildautoren: Lavapools auf Madeira. Natürliche Badewannen am Atlantik.
Kommentar DVG-Vorstand: Der nördlichste mit dem Auto erreichbare Ort Madeiras m Nordwesten der Insel, Porto Moniz, ist berühmt für seine natürlichen Badebecken. Von Ponto do Pargo im Westen kommend, hat man bereits einen schönen Blick auf den malerischen Ort mit seinen Becken. Im Ort, hier zu sehen, wurden die flachen Becken mit Beton befestigt und Umkleidekabinen errichtet. Beim Restaurant Cachalote (s. Foto 23) kann man weiterhin in die naturbelassenen Becken steigen.
Da Madeira eine Vulkaninsel ist, sind auch diese Becken vulkanischen Ursprungs; sie sind die Folge der Erosion eines jungen Lavastroms, der in der letzten Phase der vulkanischen Aktivität (500.000 bis 6.450 Jahre) ausfloss. Die erste Phase des subaerischen Vulkanismus dauerte von 18 – 3 Millionen Jahre. Allerdings wird die Insel von einem submarinen Sockel von 4000 m unterlagert, so dass der Hot Spot Vulkanismus an diesem Punkt auch deutlich früher begonnen haben kann.
Die Insel ist Teil eines Archipels, der zusammen mit den Vulkaninselgruppen der Kapverden, Kanaren und Azoren die makaronesischen („glückseligen“) Inseln bildet.
Bild 22 Kalenderblatt August
Andrea Albert: Madeira (April 2019)
Anmerkung der Bildautorin: Gänge an der Ponta de São Lourenço an der Ostküste von Madeira. Ein wunderbarer Aufschluss, der die feurige Vergangenheit Madeiras sichtbar macht.
Kommentar DVG-Vorstand: Im Osten von Madeira endet die Insel in einer vegetationslosen Landzunge, der Ponta de São Lourenço, mit begeisternd farbigen Felsformationen. Die Erosion hat dort alte Wechselfolgen beiger bis unterschiedlich brauner pyroklastischer Ablagerungen („Tuffe“) mit braunen bis schwarzen Lavaströmen freigelegt. Sie werden nahezu vertikal durchschnitten von Gängen basaltischer bis intermediärer Zusammensetzung, die intern randparallel strukturiert sind und Klüfte ausgebildet haben, die senkrecht auf den seitlichen Abkühlungsflächen der älteren Gesteine  stehen. Bei diesen Gängen handelt es sich um die magmatischen Zufuhrkanäle jüngerer Lavaeruptionen, die einige Meter bis hunderte von Metern oberhalb der hier angeschnittenen Gesteine erfolgt sein können. Diese Zufuhrkanäle sind es, die im tief erodierten Zentrum von Madeira spektakuläre Steilwände bilden, da die älteren Lavaströme und Pyroklastika der Erosion weniger Widerstand leisten können. Alle drei Gesteine sind Zeugen des Vulkanismus, der Madeira seit 18 Millionen Jahren in mehreren Phasen aufgebaut hat.
Bild 23
Andrea Albert: Madeira (April 2019)
Anmerkung der Bildautorin: Meerwasserschwimmbad in einem Lavastrom in Porto Moniz an der Nordküste von Madeira. Man sieht einen Aa-Lavastrom, der durch Verwitterung und Wellengang so zerklüftet ist, dass sich kleine Becken bilden konnten, die sich mit Meerwasser gefüllt haben. Diese werden heute als Schwimmbad genutzt. Die Felswände sind sehr scharfkantig. Baden ist hier nicht ganz ungefährlich, aber bestimmt ein tolles Erlebnis. Im Hintergrund sieht man eine helle Tuffinsel. Es ist sehr beeindruckend, was die Natur hier angelegt hat.
Kommentar DVG-Vorstand: Die erste Klippe hinter dem poolbildenden Lavastrom (vgl. auch Foto 21) zeigt einen zum Meer hin einfallenden, massiven, vertikal geklüfteten Aa-Lavastrom. Die dahinter anstehende, grasbewachsene, beigebraune Klippe mit Salzüberzügen besteht aus den intensiv geschichteten Ablagerungen eines Tuffkegels, das heißt, eines im flachen Wasser (surtseyanisch) eruptierten Vulkans. Das Meer hat diesen Tuffkegel inzwischen schon in großen Teilen abgetragen.
Diese vulkanischen Einheiten sind in der letzten Phase der vulkanischen Aktivität Madeiras (500.000 bis 6.450 Jahre) eruptiert. Zu den vorangegangenen Aktivitätsphasen siehe auch Kommentar zu Bild 21 und 22.
Bild 24
Michael Fürer: La Palma (Oktober 2021)
Anmerkung des Bildautoren: Lavafontänen während der Eruption des jüngsten Vulkans von La Palma, der den Namen „Tajogaite“ erhalten hat.
Kommentar DVG-Vorstand: Der Ausbruch des Tajogaite am mittleren Westhang La Palmas, der westlichsten Insel der Kanarischen Vulkangruppe dauerte vom 19. September bis 13. Dezember 2021. Er deutete sich bereits seit 4 Jahren durch verstärkte Erdbebenaktivität an. Innerhalb der letzten Woche vor dem Ausbruch verlagerten sich die Erdbebenherde von 10 km Tiefe aufwärts; gleichzeitig wölbte sich die Landoberfläche in einer SW-NE orientierten Zone am Westhang der Insel um mehr als 20 cm an. Die Eruption dauerte 85 Tage, erfolgte aus 9 Kratern, die auf einer NW-SE-orientierten Spalte lagen und von denen zeitweise fünf gleichzeitig aktiv waren. Die Zusammensetzung des Magmas war tephritisch-basanitisch, seine Temperatur 1200-1140°C; das Magma eruptierte als Pahoehoe-Lava, die in Aa-Lava überging. Die Lavaströme machten 85 % des gesamten Magmavolumens von 0,20 km³ aus.
Siehe auch Kommentar zu Bild 25 und 26.
Bild 25 Kalenderblatt Januar
Michael Fürer: La Palma (Oktober 2021)
Anmerkung des Bildautoren: Lavafontänen und ein Lavastrom während der Eruption des jüngsten Vulkans von La Palma, der den Namen „Tajogaite“ erhalten hat.
Kommentar DVG-Vorstand: Während des Ausbruchs wuchs durch die ausgeworfene Tepha ein neuer Berg heran. Die Krater, die daran beteiligt waren (siehe auch Kommentar zu Bild 24), liegen so nah beieinander, dass auf den ersten Blick vielleicht gar nicht auffällt, dass dieser Schlackenkegel an mehr als einem Punkt eruptiert ist. Während des Ausbruchs war dies aber oft gut erkennbar. Was dabei vielleicht nicht uninteressant ist: Hier wurde zur gleichen Zeit an manchen Schloten Tephra ausgeworfen, während an anderer Stelle Lava austrat, die offenbar weniger gasreich war, so dass es dort nur noch zu effusiven Ausbrüchen kam.
Siehe auch Kommentar zu Bild 24 und 26.
Bild 26
Michael Fürer: La Palma (Oktober 2021)
Anmerkung des Bildautoren: Ein Blick aus der Ferne auf die Aschesäule und auf Lavaströme während der Eruption des „Tajogaite“.
Kommentar DVG-Vorstand: Der Ausbruchspunkt lag überraschend weit im Norden der jungen, seit 125.000 Jahren aktiven Vulkanzone der Insel, der Cumbre Vieja. Der vorletzte Ausbruch in 1971 erfolgte an der Südspitze der Insel. Die jungen Ausbrüche sind alle strombolianisch, selten auch hawaiianisch, d.h. es kommt auch zur Ausbildung stehender Lavafontänen; Maar-Eruptionen sind sehr selten. Die Folge der ungünstigen Lage des Ausbruchspunktes und der anschließenden Bildung großflächiger Lavaströme unterhalb des gebildeten Kegels war die Zerstörung großer Siedlungsbereiche. Die gebildete Tephra wurde auch weit verbreitet, bedeckt aber in größerer Mächtigkeit vor allem das Umfeld des Ausbruchs, wo hauptsächlich Kiefernbestände der fast unverwüstlichen Kanaren-Kiefer.
Siehe auch Kommentar zu Bild 24 und 25.
  
Bild 27
Klaus Henning: Sizilien (Juli 2006):
Anmerkung des Bildautoren: Eruption am Südostkrater des Ätna. Der eruptive Schlot war nur wenige hundert Meter entfernt, dem Lavastrom konnten wir uns bis auf einen Meter nähern. Heute wissen wir, dass diese Eruption der Beginn des Neuen Südostkraters (NSEC) war, wie er zunächst benannt wurde. Dieser ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und überlagert heute den ehemaligen „alten“ Südostkrater. Seit kurzem liegt daher der höchste Punkt des Ätna mit 3357m am Neuen Südostkrater.
Kommentar DVG-Vorstand:  Der Ätna ist der höchste aktive Vulkan Europas; er ist ein Schichtvulkan, der wechselnd explosive Tätigkeit mit bis zu 8 km hohen Aschesäulen und effusive Tätigkeit mit hunderte von Metern hohen Lavafontänen und meist kurzen, zähen Lavaströmen zeigt.
Ausgangspunkt für die Erkundung des Ätna sind die Orte Nicolosi im Süden, Zafferana Etna im Osten und Lingualossa im Norden. Die höchste mit einem Pkw erreichbare Lokation ist der Parkplatz am Rifugio Sapienza (1927 m). Von dort geht es nur noch mit der Kabinenseilbahn weiter zur Bergstation, von wo aus Besucher mit geländegängigen Kleinbussen auf 2750 m gefahren werden. Von dort geht es nur noch mit Bergführern höher – wenn dies die Aktivität des Vulkans gerade zulässt.
Bild 28 Kalenderblatt Dezember
Klaus Henning: Sizilien (April 2023):
Anmerkung des Bildautoren: Blick auf den Ätna hinter der Basilica di Santa Maria Assunto in Randazzo. Eine beeindruckende Perspektive. Im Mai, wenn am Fuß des Vulkans und in der nahen Alcantara-Schlucht bereits die Natur voll im Saft steht, ist zumindest die Nordseite des Ätna oft noch mit Schnee bedeckt.
Kommentar DVG-Vorstand: Auch wenn der Ätna fast immer ein wenig Aktivität zeigt, hatte nur selten ein Ausbruch katastrophale Folgen, wie 1669 die Zerstörung Catanias. Am Ätna, von den Einheimischen liebevolle Mongibello („schöner Berg“) genannt, wurde zum Schutz vor weiterer Bebauung 1987 der etwa 60.000 ha große Parco dell‘Etna eingerichtet, dessen Kernzone im Bereich des Gipfels liegt.
Im Winter ist er Ziel zahlreicher Skifahrer, die nicht nur mit der Seilbahn am Rifugio di Sapienza-Skigebiet im Osten starten, sondern insbesondere von der im Norden in Richtung Randazzo liegenden Talstation Piano Provenzana. Nach deren Zerstörung in 2002 wurde sie wieder aufgebaut und im Winter bis weit ins Frühjahr sind dort ein viersitziger Sessellift und drei Skilifte in Betrieb. Das verlockende dabei ist vor einer Kulisse eines rauchenden Vulkans mit Blick aufs Meer Ski zu fahren. Im Gegensatz dazu steht die Ruhe, die das Foto von Klaus Henning mit der Basilica im Vordergrund ausstrahlt.
Bild 29
Klaus Henning: Sizilien (Mai 2014)
Anmerkung des Bildautoren: Blick auf den Ätna, aufgenommen zwischen Randazzo und Murazzorotto. Im Mai, wenn am Fuße des Vulkans und in der nahen Alcantara-Schlucht bereits die Natur voll im Saft steht, ist zumindest die Nordseite des Ätna oft noch mit Schnee bedeckt.
Kommentar DVG-Vorstand: Am Ätna kommt es immer wieder einmal zu Eruptionen, deren Lavaströme die fruchtbaren Felder an den Unterhängen des Ätna erreichen. Dies gilt weniger für die Nordseite, von der Klaus Henning sein Foto aufnahm, als vielmehr für die Ostseite, wo die Lava im Oberhang durch das Valle del Bove kanalisiert wird. Allein im 20. Jahrhundert wurden die Ortschaften Belpasso, Mascali, Milo, Fornazzo und Zafferana bedroht oder sogar zerstört. Insbesondere zum Schutz der letzteren wurden beim Ausbruch 1991-93 Schutzwälle errichtet, die überflossen wurden; die Stadt wurde jedoch nicht zerstört. Seit 2002 sind die erdbebenbedingten Zerstörungen in den Dörfern und Städten größer als die durch Lavaströme.
Bild 30
Reinhard Bender: Pico (September 2022)
Anmerkung des Bildautoren: Ein Regenbogen über dem Meer vor der Insel Pico (Azoren).
Kommentar DVG-Vorstand: Die Insel Pico bildet mit Terceira, Graciosa, São Jorge und Faial die zentrale Inselgruppe der Azoren. Sie ist mit etwa 50 km Länge und bis zu 20 km Breite die zweitgrößte Insel der Azoren. Sie wird dominiert durch den mit 2351 m höchsten Berg Portugals, den majestätischen Stratovulkan Montanha do Pico. Er besitzt einen Krater von 500 m Durchmesser und 30 m Tiefe, in dem der 70 m hohe Vulkankegel Piquinho den eigentlichen Gipfel des Vulkans bildet. Der Pico ist in den letzten 500 Jahren viermal ausgebrochen, zuletzt in 1718, und Lavaströme haben weite Teil der Insel mit frischer zäher Lava (siehe Foto) überdeckt.
Außerdem hat Pico noch den längsten Lavatunnel der Azoren (5 km, „Gruta das Torres“) sowie ein Walfangmuseum („Museu dos Baleeiros“) zu bieten. Das kulturhistorisch wertvollste ist jedoch die UNESCO Welterbestätte der Weinbaukulturlandschaft („Paisagem da Cultura da Vinha da Ilhado Pico“), über die man einen guten Blick aus dem in einem ehemaligen Karmeliterkloster eingerichteten Weinmuseum („Museu do Vinho“) hat: eine weite flache Landschaft, in der die Weinbauparzellen mit Mauern aus Basaltlesesteinen eingefriedet sind.
Bild 31
Reinhard Bender: La Palma (November 2022)
Anmerkung des Bildautoren: Der Tajogaite Vulkan. Das Teleobjektiv erlaubt diesen Blick in einen der Krater des neuen Vulkans etwa ein Jahr nach seinem Ausbruch.
Kommentar DVG-Vorstand: (Siehe auch Kommentare zu den Bildern 24 bis 26 für Infos zur Eruption von 2021.) Auch knapp ein Jahr, nach Ende des Ausbruchs steigen an den Kratern noch Gase und Dampf aus dem Schlackenkegel des Tajogaite. Daneben deuten auch die frischen Schwefel-Ablagerungen darauf hin, dass es noch Folge-Aktivitäten an diesem Ausbruchsort gibt. Wegen der austretenden Gase ist es auch noch nicht möglich, sich ohne Schutzausstattung anzunähern.
Bild 32
Reinhard Bender: Lanzarote (Januar 2019)
Anmerkung des Bildautoren: Ein reizvoller Kontrast: Ein alter Krater und eine neue Straße im Nationalpark Timanfaya.
Kommentar DVG-Vorstand: Der Nationalpark Timanfaya, benannt nach dem 510 m hohen Schlackenkegel Timanfaya, umfasst die Lavaströme und mehr als 30 Schlackenkegel (die Montañas del Fuegó), die bei einer von 1730 - 1736 dauernden Eruption große Teile Lanzarotes überdeckt haben. Heute sind nahezu 40 Ansiedlungen von Lava oder Tephra begraben. Mit Ausnahme einzelner Routen darf der Nationalpark nicht ohne Führer begangen oder befahren werden. Die hier im Foto zu sehende schmale Asphaltstraße führt zum Hügel Islote de Hilario, wo alle im Eintritt zum Nationalpark enthaltenen Touren der Ruta de los Volcanes beginnen. Seit 2015 sind Lanzarote und die benachbarten Chinijo Inseln ein UNESCO Global Geopark.
Bild 33
Gerald Hamann: Lausitz / Deutschland (Juli 2023)
Anmerkung des Bildautoren: Vielleicht wäre die Lausche im Zittauer Gebirge an der Grenze zur tschechischen Republik als höchste Erhebung Deutschlands östlich der Elbe als alter Vulkan mal für den Kalender geeignet. Sie ist ja nur ein Kegel von vielen im böhmisch, schlesischen, oberlausitzer Gebiet.
Der Bildautor verweist im Übrigen auf einen (gut belegten) Wikipedia-Text zur Lausche, der hier stark gekürzt wiedergegeben wird:
"Beim Bergkegel der Lausche handelt es sich um den Rest von zwei Vulkanen, welche im Unteroligozän dicht beieinander, jedoch zeitlich versetzt eruptierten. Die vulkanischen Aktivitäten begannen durch phreatomagmatische Eruptionen. […] Es schlossen sich vor ca. 31 Mio. Jahren strombolianische Eruptionen an, hervorgerufen durch die Freisetzung von Gas aus der aufsteigenden Schmelze. Es wurden aufgeschäumte Lavafetzen – sogenannte Schlacken – ausgeworfen und an der Lausche entstand ein Schlackenkegel. Mit abnehmendem Gasgehalt der Schmelze […] erfolgte ein direkter Übergang zur „stillen“ (nicht explosiven) Lavaeffusion […] Vor etwa 29 Mio. Jahren setzte erneut Vulkanismus ein und Phonolith-Lava stieg auf. Aufgrund ihrer hohen Viskosität (Zähflüssigkeit), die auf den gegenüber einer basaltischen, z. B. tephritischen Schmelze höheren Silizium- sowie Kristallgehalt zurückzuführen ist, wuchs durch langsame Lavaextrusionen der zweite Vulkantyp – ein Lavadom – heran, der heute den markanten Bergkegel der Lausche bildet.“
Bild 34
Gerald Hamann: Lausitz / Deutschland (Juli 2023)
Siehe auch Anmerkung zu Bild 33
Kommentar DVG-Vorstand: Für die Geologie des Zittauer Gebirges sind einerseits kreidezeitliche Sandsteine von Bedeutung, die mit dem Elbsandsteingebirge zusammenhängen. Andererseits bilden die Relikte vulkanischer Aktivität des Tertiärs heute markante Erhebungen, was auch eine Folge späterer Abtragung ist. Der größere Überblick zeigt neben der Lausche (im Bild rechts), weitere Berge, die einen vulkanischen Hintergrund haben.Das Zittauer Gebirge gehört zum Lausitzer Vulkanfeld, das Teil der Zentral-Europäischen Vulkanprovinz ist. Seine Magmen gehören dem alkalischen Differentiationstrend von Nepheliniten/ Basaniten über Tephrite und Trachyte zu Phonolithen an. Das Vulkanfeld liegt am Ostende des Egergrabens im Grenzdreieck mit Tschechien und Polen. Es wird aufgebaut aus mehr als 1000 Vulkanstrukturen, die mehr als 500 Eruptionszentren zugeordnet werden können. Sie waren überwiegend zwischen 33 und 28 Millionen Jahren aktiv. Die Strukturen umfassen Reste von mono- und polygenetischen Schlackenkegeln, Lavaseen, Lavaströmen und Maardiatremfüllungen. Zu den wenigen mehrphasigen Eruptionszentren gehört die Lausche. Ihre Entwicklung ist bei Bild 33 beschrieben.
Bild 35
Gerald Hamann: Lausitz / Deutschland (Mai 2023)
Siehe Anmerkung/Kommentar zu Bild 33 und 34
Kommentar DVG-Vorstand: Nach Norden schließt sich an das Zittauer Gebirge eine weite Lösslandschaft an, die teilweise intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, wie dies hier bei dem blühenden Rapsfeld zu sehen ist. Die Lausche ist aber auch von dort aus betrachtet eine dominierende Landmarke.
Bild 36 Kalenderblatt September
Nadine Geuke: Auvergne / Frankreich (September 2015)
Anmerkung der Bildautorin: Die Felsen Tuilière und Sanadoir; zwei geologische Phänomene sind in diesem weiten Blick ins Tal vereint. Nachdem man sich in der Auvergne trotz der vielen Vulkankegel kaum satt sehen kann, sind die felsigen Dome ein echtes Kontrastprogramm.
Kommentar DVG-Vorstand: Das vorliegende Bild zeigt die beiden durch Erosion freigelegten Phonolith-Dome des Tuiliere (links, einfache Intrusion) und des Sanadoire (multiple Intrusionen) im nördlichen Mont Dore. Das Mont Dore ist eines von mehr als zehn Teil-Vulkanfeldern, wie die Chaine des Puys, das Aubrac und das Devés, die zusammen das Vulkanfeld des Massif Central bilden. Dessen Kern stellt der Cantal dar, der größte Vulkan Europas. Die Genese des Massif Central Vulkanfeldes wird ebenso wie die Eifel durch einen Plume erklärt; eine Genese im Zusammenhang mit der alpinen Gebirgsbildung wird ebenfalls diskutiert. Der alkalische Intraplatten-Vulkanismus begann im frühen Känozoikum (60-36 Millionen Jahre), der zweite Puls eruptierte im frühen Miozän (meist erst ab 23 Millionen Jahre). Der stärkste Puls begann im Süden vor 13 Millionen Jahren, im Norden erst vor 6 Millionen Jahren und endete vor etwa 5000 Jahren. Den Untergrund des Massif Central bilden jedoch Grundgebirgs-Gesteine, die durch die beiden paläozoischen Gebirgsbildungen überprägt wurden.
Bild 37 Kalenderblatt Juli
Nadine Geuke: Island (Juli 2015)
Anmerkung der Bildautorin: Der Svartifoss im Skaftafell-Nationalpark mit seinen wunderbaren, wie geschnitten wirkenden Basaltsäulen.
Kommentar DVG-Vorstand: Island besitzt sehr viele Wasserfälle, was unter anderem mit dem starken Materialkontrast zwischen Tuffen und basaltischen Laven sowie den hohen Niederschlägen und der großen Zahl von Fließgewässern zusammenhängt. Der Svartifoss, der „schwarze Wasserfall“ gehört zu den bekannteren Wasserfällen, obwohl er mit nur etwa 12 m Höhe und einer geringen Wassermenge zu den kleineren gehört. Bekannt ist er, weil sein Wasser über sehr regelmäßige, wie Orgelpfeifen aussehende Basaltsäulen hinunterfällt, die den Bau staatlicher und kirchlicher Gebäude in Reykjavik beeinflusst haben. Ihre überwiegend senkrechte Ausrichtung lässt darauf schließen, dass sie in einem Lavastrom gebildet wurden.
Säulen bilden sich, wenn eine Gesteinsschmelze unter ruhigen Bedingungen erstarrt. Während des Abkühlens schrumpft das Volumen und da die Abkühlung an den Kontaktflächen zur kälteren Umgebung beginnt, bilden sich dort auch zuerst die Schrumpfungsrisse und setzen sich dann weiter ins Zentrum des Lavastroms fort. In Lavaströmen sind die kalten Flächen vor allem unten und oben, so dass die Säulen in ihnen meist senkrecht stehen.
Bild 38
Nadine Geuke: Stromboli (August 2012)
Anmerkung der Bildautorin: Blick auf den Stromboli aus einer Höhe von 400 m. Ich saß einen ganzen Nachmittag an diesem Punkt, nachdem ich tags zuvor in der Dämmerung aufgestiegen war. Ein echter Schnappschuss mit einer sehr einfachen Fotokamera. Glückstreffer.
Kommentar DVG-Vorstand: Schon während der Antike war der mehr als 900 m aus dem Meer ragende Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel so aktiv wie heute. Im Gipfelbereich des aus mehr als 2000 m Wassertiefe aufragenden Schichtvulkans liegen mehrere Öffnungen, um die sich ineinander übergehende Schlackenkegel gebildet haben. Die Ausbrüche sind überwiegend klein und finden aufgrund der explosiven Freisetzung von Gasen statt, die im Magma aufsteigen, das im Vulkanschlot steht. Während des Magmaaufstiegs entmischen sich die Gase durch Druckentlastung, wie dies auch in einer offenen Mineralwasserflasche passiert. Diese Art von Ausbrüchen wird nach dem Vulkan Stromboli „strombolianisch“ genannt. Die Ausbrüche sind in der Nacht gut erkennbar, da die ausgeworfenen vulkanischen Bomben in der Dunkelheit glühen. Am Tag sind die Ausbrüche meist eher optisch unauffällig, kommen manchmal aber auch im Tageslicht gut zur Geltung. Ein Teil der ausgeworfenen Bomben poltert über die Nordwestflanke des Stromboli, die Sciara del Fuoco („Feuerrutsche“), die im Zentrum des Bildes zu sehen ist, bis ins Meer.
Bild 39 Kalenderblatt April
Alfred Graff: Teneriffa (Januar 2012)
Anmerkung des Bildautoren: Erodierte phonolithische Ablagerungen in extremer Hanglage in der Paisaje Lunar, Vilaflor. Die Motivation dieses Bild einzureichen waren die Dimension der bizarr erodierten Ablagerungen und die Ästhetik.
Kommentar DVG-Vorstand: Die in der Paisaje Lunar anstehenden Gesteine sind die Reste der mehr als 10 m Mächtigkeit erreichenden initialen Bimsdecke der vor 0,57 Millionen Jahren erfolgten plinianischen Granadilla Eruption. Die nachfolgenden Ignimbrite erreichten in Talpositionen 30 m Mächtigkeit; ihr größter Anteil floss ins Meer. Die Eruption erfolgte im Bereich der heutigen Las Cañadas Caldera. Die Neigung der Schichten folgt der Oberfläche des alten Schichtvulkans.
Das eruptierte phonolithische Magmavolumen betrug mehr als 40 km³, möglicherweise bis zu 60 km³; die plinianische Eruptionssäule stieg bis 25 km hoch und wurde durch die nordwestlichen Winde nach Südosten über den heutigen Ort Granadilla de Abona und den Flughafen Teneriffa Süd beim Punta Roja hinaus über mehr als 500 km² verbreitet.
  
Bild 40
Alfred Graff: Lanzarote (Januar 2016)
Anmerkung des Bildautoren: Fließverhalten und Füllstände sind hier dokumentiert an der Seitenwand eines nicht geschlossenen Lavakanals, Pico Partido, Lanzarote. Die Möglichkeit der Interpretation und die Ästhetik waren die Motivation dieses Bild einzureichen.
Kommentar DVG: In Lavakanälen oder Lavatunneln kommt es vor, dass die Lava, die zwischendurch höher steht, später abfließt. Dann werden die Spuren der früheren Füllstände wie „Wasserstandsmarken“ sichtbar. Typisch ist dies bei besonders dünnflüssiger Lava, die auch Pahoehoe-Strukturen an der Oberfläche bildet (siehe auch Bild 5). Wenn sich ein Hauptfluss in einem Kanal oder einem Tunnel herausbildet, kann diese Lava auch große Strecken zurücklegen. Sie erkaltet dann nicht so schnell, wie bei einem breit gefächerten Ausfließen. Der Pico Partido ist einer von vielen Schlackenkegeln, der in dem Bereich des Timanfaya Vulkanfeldes liegt, das erst durch Eruptionen in den Jahren 1730-1736 gebildet wurde. Die Orange- und Weißfärbung wird durch Flechtenbewuchs verursacht.
Bild 41 Kalenderblatt März
Alfred Graff: La Palma (April 2018)
Anmerkung des Bildautoren: Anschnitte von Pillowlaven im Barranco de las Angustias. Dass hier Pillowlaven aerisch aufgeschlossen sind und die Ästhetik waren Gründe dieses Bild einzureichen.
Kommentar DVG-Vorstand: Pillowlaven („Kissenlaven“) entstehen, wenn kleinvolumige Lavaeruptionen unter Wasser erfolgen. Ihre Oberfläche erstarrt dann sehr schnell und es bilden sich Formen, die an Kissen erinnern. Eigentlich sind es eher verzweigte Schläuche mit unterschiedlichem Durchmesser. Im Bild sind sie teilweise quergeschnitten, teilweise auch schräglängsgeschnitten. Das Gestein an der Oberfläche der Pillows, das durch die schnelle Abkühlung zu einem hohen Anteil glasig erstarrt ist, sticht nach der Alteration zu Tonmineralen (Smektite, Chlorite, Mischminerale) hell hervor. Pillowlaven bilden den 5-2 Millionen Jahre alten Sockel der Insel La Palma, der noch unter Meeresbedeckung entstanden ist. Durch Intrusionen im späteren Verlauf der Inselgeschichte wurden sie gehoben und liegen heute begehbar bis 500 m über Meeresspiegelhöhe. Sie sind auf La Palma nur im Barranco de las Angustias zu finden, wo sich die Erosion sehr tief eingeschnitten hat.

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